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Ich des Wörterpaars Ich-Es mitge- Wir können Du-Sagen lernen Erste Voraussetzung für das Inne-
sprochen. und Es-Sagen verlernen. werden ist, sich vom Ich-Es über-
Das Grundwort Ich-Du kann nur Es beginnt mit der personalen drüssig abzuwenden und ein Ver-
mit dem ganzen Wesen gespro- Vergegenwärtigung bzw. Innewer- langen nach dem Du wachsen zu
chen werden. dung des Gegenübers: lassen.
Das Grundwort Ich-Es kann nie Die Konsequenz ist der Verzicht
mit dem ganzen Wesen gespro- „Eines Menschen innewerden auf Bilder vom anderen (Buber
chen werden. heißt also im besonderen seine nennt dies Auferlegung) und der
Es gibt kein Ich an sich, sondern Ganzheit als vom Geist bestimmte Verzicht auf Bilder von mir Selbst
nur das Ich des Grundwortes Ich- Person wahrnehmen, die dynami- (Scheinen).
Du und das Ich des Grundworts sche Mitte wahrnehmen, die all
Ich-Es.“ seiner Äusserung, Handlung und Siehe: 3.2 Unsere Bilder von ande-
(Martin Buber: Ich und Du, Hei- Haltung das erfahrbare Zeichen ren öffnen
delberg 1974, S.9f) der Einzigkeit aufprägt.
„Es gibt kein Ich an sich, sondern Solch ein Innewerden ist aber un-
nur das Ich des Grundwortes Ich- möglich, wenn und solang der
Du und das Ich des Grundworts andere mir das abgelöste Objekt
Ich-Es.“ meiner Betrachtung oder gar Be-
obachtung ist, denn ihr gibt sich
Liegt es in meiner Hand, wel- diese Ganzheit und gibt sich die-
ches Grundwort ich spreche? se Mitte nicht zu erkennen; es ist
Ja und nein! erst möglich, wenn ich zu dem
Nein, ich kann es nicht machen, anderen elementar in Beziehung
erzwingen, einfordern. trete, wenn er mir also Gegenwart Ich-Du-Beziehung = Nein
Ja, ich kann es vorbereiten und er- wird. Darum bezeichne ich das In- zum Ich-Es + Verzicht auf
wünschen! newerden in diesem besonderen Scheinen + Verzicht auf
Sinne als personale Vergegenwär- Auferlegung +
tigung.“ (Buber, S.270)
+ Innewerdung des Anderen
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